Montag, 27. März 2017

Marsbesiedlung 2023: Star-Trek-Abenteurer oder riskante Pioniere

(Ursprünglich veröffentlicht in Suite101 am 24.05.2013)

Eine Reise ohne Wiederkehr zu einem wenig erforschten Planeten, dem Mars. Das Projekt »Mars One« macht es für bis zu 40 Personen ab 2023 möglich.


Die niederländische, private Stiftung »Mars One« wurde 2011 mit dem Ziel der Besiedlung des roten Planeten ab dem Jahre 2023 mit bis zu 40 Astronauten gegründet. Dieses Projekt wird geleitet von Bas Lansdorp.

Die menschlichen Marsbewohner werden auf dem Mars mit seinen Risiken leben und dort auch sterben, denn ein Rückflug ist aus Kosten- und Gesundheitsgründen nicht vorgesehen.

Das Milliardenprojekt soll mit der Vergabe von Fernsehrechten finanziert werden, denn Lansdorp plant, »Mars One« zu einem unvergesslichen Medienspektakel nach dem Vorbild von »Big Brother« mit wissenschaftlicher Basis zu machen.

Wie wird das Projekt »Mars One« ablaufen?


Das Pionierprojekt »Mars One« umfasst folgende Meilensteine:

2011: Gründung der privaten Stiftung »Mars One«.

2013: Zwischen dem 22. April 2013 und dem 31. August 2013 findet die erste Auswahl

          von Bewerbern als Astronauten für die Marsmission statt.

2014: Auswahl von 40 Astronauten. Zum Vorabtraining des Lebens auf dem Mars wird

          eine marsähnliche Siedlung auf der Erde erbaut.

2016: Eine unbemannte Rakete fliegt im Januar mit 2500 kg Ausrüstungsgegenstän-

          den, die für die Siedler später benötigt werden (z. B. Solarzellen oder Lebens-

          mittel), zum Mars. Die Rakete wird später als Unterkunft für die Marsbewohner

          genutzt. Weiterhin wird ein Kommunikations- und Bewachungssatellit in den Orbit

          des Mars geschickt.

2018: Ein Marsroboterrover trifft auf dem Mars ein und sucht den geeigneten Stand-

          ort für die Siedlung auf dem Mars. Zudem wird er den Bewohnern bei vielen

          Arbeiten helfen.

2021: Zwei weitere Unterkünfte und der zweite Marsroboterrover landen auf dem Mars.

          Weiterhin werden die Roboter eine für die menschlichen Kolonisten geeignete

          Siedlung errichten.

2022: Am 14. September starten die ersten vier Marspioniere. Vorher wird sicherge-

          stellt, dass alle Lebenserhaltungssysteme auf dem Mars funktionieren und die

          zwei Kommunikations- und Bewachungssatelliten, die den Mars umkreisen,

          zuverlässig arbeiten.

2023: Die ersten vier Menschen betreten im April den Mars.

2025: Die nächsten vier Kolonisten landen auf dem Mars. Im Zwei-Jahres-Rhythmus

          werden jeweils vier neue Astronauten auf dem Mars landen, zusammen mit

          dem erforderlichen Nachschub an Nahrung und Geräten sowie Ersatzteilen.

2033: Die Marskolonie umfasst zu diesem Zeitpunkt 20 der ehemaligen Erdbewohner.

Wie wird das Leben auf dem Mars aussehen?


Eines der Hauptprobleme ist der Schutz vor kosmischen Strahlungen. Die Wohneinheiten sind daher mit meterdicken, strahlungsabhaltenden Erdschichten bedeckt. Zudem bietet die Marsoberfläche extrem kalte Temperaturen sowie eine dünne, nicht einatmungsfähige Atmosphäre. Daher müssen die irdischen Marsbewohner Marsanzüge tragen, sobald sie sich auf der Marsoberfläche befinden.

Zudem werden die Marssiedler mit Einschränkungen hinsichtlich der Ernährung konfrontiert. Auf dem monatelangen Hinflug gibt es Astronautennahrung, frisch gepresst aus Tuben oder Dosen. Auf dem Mars beginnen die Marskolonisten dann, wie zu Zeiten der irdischen Vorfahren, als Kleinfarmer, das Gemüse und den Salat mit speziellem Substrat sowie Saatgut selbst zu züchten. Außerdem wird ebenfalls eine wachstumsfördernde LED-Beleuchtung mitgeschickt. Zudem bringen die neuen Marssiedler jedes zweite Jahr neue Nahrung mit.

Das Wasser sollen die »Marsianer« aus dem gefrorenen Eiswasser im Marsboden gewinnen.


Die Kommunikation mit der Erde in Form von E-Mails und Videochats ist möglich, benötigt aber 20 Minuten, bis eine Nachricht jeweils auf dem anderen Planeten eingetroffen ist.

Der erhebliche Strombedarf wird durch Solarzellen in Kombination mit leistungsstarken Batterien und Stromerzeugern zur Verfügung gestellt.

Von der »Next Generation« auf dem Mars wird aus gesundheitlichen Gründen abgeraten. Es ist noch ungewiss, wie sich menschliche Föten und Kleinkinder auf dem Mars mit der geringeren Gravitation und der reduzierten medizinischen Versorgung entwickeln.

Trotz der hochentwickelten Technik bietet der Mars den menschlichen Pionieren eher einen täglichen Überlebenskampf als ein sicheres Zuhause.

Mit welchen Schwierigkeiten wird der menschliche Marsianer zu rechnen haben?


Die psychischen Belastungen sind extrem hoch. Die Chance, die Erde mit den vertrauten sozialen Strukturen wieder zu sehen, ist verschwindend gering. Nachts können die Marskolonisten den unerreichbaren, blauen Heimatplaneten Erde sehen, während sie wissen, dass sie auf dem Mars sterben werden. Verzweiflung, Heimweh, Depressionen, Panik, Raumangst, Langeweile, Einsamkeit, Apathie, Lethargie, Monotonie und Verlorenheit sind nur ein Teil der möglichen Gefühle der Astronauten, sobald die erste Begeisterung der Forscher und Pioniere verschwunden ist.

Die körperlichen Folgeschäden durch die Strahlungen reichen von erheblich frühzeitigem Altern, Entstehung einer Immunschwäche bis zum erhöhten Krebsrisiko, wodurch grundsätzlich die Lebenserwartung deutlich reduziert wird. Die dauerhafte Schwerelosigkeit führt zum Muskel- und Knochenabbau sowie zur Schwächung des Herz-Kreislauf-Systems.

Auch die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten sind auf dem Mars begrenzt. Obwohl Mediziner und Wissenschaftler mitfliegen, kann nur eine reduzierte ärztliche Versorgung hinsichtlich der Geräte und Medikamente ermöglicht werden.

Zudem sind die sozialen Probleme nicht zu unterschätzen. Wie kann ein demokratisches Rechtssystem in der kleinen, von der Erde weit entfernten Gruppe von Astronauten funktionieren? Wie können Diebstahl, ungleiche Behandlungen bei der Essens- sowie Wasserverteilung, Vergewaltigungen, Brutalitäten und Morde wirkungsvoll verhindert oder gar bestraft werden?

Auch technische Probleme in Form von Ausfällen, Zerstörungen oder Teildefekte der hoch spezialisierten Anlagen, die von den Astronauten dringend zum Überleben benötigt werden, sind möglich.

Zu den Sonneneruptionen, Sonnenwinden, einschlagende Mikrometeoriten sowie Sandstürmen können auch noch viele unbekannte Gefahren auf die Marskolonisten zukommen. Mit Hilfeleistungen seitens der Erde ist aufgrund der hohen Entfernung nicht zu rechnen.

Für immer Pionier auf dem Mars: wer will so etwas?


Für manche ist es unvorstellbar, unter diesen unsicheren Lebensbedingungen an einer Marsbesiedlung teilzunehmen. Für andere ist es die Erfüllung eines Lebenstraums. Die ersten Marskolonisten werden zweifelsohne mit Ruhm, Preisen und Ehrungen

auf der Erde überhäuft und einen unvergesslichen Platz in der Geschichte der Weltraumfahrt finden. Schade nur, dass die irdische Berühmtheit für einige der Astronauten auf dem stillen, einsamen Mars im Kampf um das tägliche Überleben vermutlich an Bedeutung erheblich verlieren wird.

Unter applicants.mars-one.com werden die etwa 760 bisherigen Bewerber mit ihren Selbstvorstellungen und Videos gezeigt. Ebenso ist dort die eigene Anmeldung zum »Mars One«-Casting möglich, sofern man die Teilnahmebedingungen erfüllt.

Quellen/weitere Informationen:


http://www.welt.de/wissenschaft/weltraum/article108648074/Odyssee-2023-One-Way-Ticket-zum-Mars.html

http://www.krone.at/Wissen/Unternehmen_will_den_Mars_schon_2023_besiedeln-Ehrgeiziges_Projekt-Story-325403

http://www.oe24.at/tv/TV-Show-sucht-Mutige-fuer-Mars-Flug/102115196

http://deutschelobby.com/tag/marsflug/

http://www.pm-magazin.de/r/technik/marsflug-das-gro%C3%9Fe-one-way-abenteuer

(und zwei Folgeseiten)

http://www.welt.de/wissenschaft/weltraum/article112488451/Raumfahrer-werden-im-All-apathisch.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_One

www.mars-one.com

http://de.wikipedia.org/wiki/Bemannter_Marsflug

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