Montag, 27. März 2017

Erbkrankheit Brustkrebs: Angelina Jolies Weg und Alternativen

(Ursprünglich veröffentlicht in Suite101 am 15.05.2013)

Angelina Jolie hat das Brustkrebsgen. Sie hat den drastischen Weg der Amputation gewählt. Aber jede Frau und jeder Fall ist anders.


Angelina Jolie hat es getan, Allyn Rose und Sharon Osbourne auch. Ohne Zweifel war dies für alle eine schwere, verantwortungsvolle Entscheidung, die vorsorgliche Brustamputation vornehmen zu lassen. Sie alle haben einen Gendefekt, der das Brustkrebsrisiko auf über 80 Prozent ansteigen lässt.

Wer ist betroffen: mutierte Gene und Familiengeschichte


95 Prozent der Brustkrebserkrankungen sind hormonell verursacht und nur etwa 5 Prozent genetisch vererbt. Angelina Jolie, Allyn Rose und Sharon Osbourne hatten diese mutierten Gene, BRCA1, BRCA2 oder RAD51C. In unveränderter Form ist dieses Erbgut für die Reparatur von Krebszellen verantwortlich. In mutierter Form können sie diese Aufgabe nicht mehr erfüllen, wodurch sich das Risiko einer Eierstock- oder Brustkrebserkrankung erheblich erhöht.

Wenn in der Familie schon aggressive Brust- oder Eierstockkrebserkrankungen bei zwei oder mehr Personen oder im relativ jungen Alter und eventuell mit Todesfolge aufgetreten sind, bietet sich eine Genuntersuchung an.

Wie läuft der Gentest ab?


Der Gentest umfasst eine für den Patienten einfache Untersuchung des Blutes auf diese mutierten Brustkrebsgene. Allerdings gibt es eine Warteliste in den entsprechenden Labors, sodass man auf die Auswertung und das Ergebnis teilweise mehrere Monate warten muss.

Viel problematischer erweist sich die Frage, ob man solch eine genetische Sicherheit überhaupt wissen will. Es werden daher intensive Aufklärungsgespräche angeboten, welche Folgen solch ein Ergebnis für die betroffene Person und die Familie sowie die Kinder haben kann, denn dieses Brustkrebsgen ist vererbbar. Sollte das mutierte Gen nachgewiesen werden können, steht man unweigerlich vor der Frage: Lass ich die Brustkrebszeitbombe weiter in mir ticken oder entferne ich sie? Der erste Weg wird dauernde Ängste vor dem Ausbruch der Krankheit schüren. Der Zweite umfasst alle Risiken einer Operation und ist psychisch sowie körperlich sehr belastend. Dagegen steht eventuell eine Verantwortung gegenüber Kindern oder nahestehenden Personen, die verständlicherweise zu der Entfernung des möglichen Krankheitsherdes drängen. Der Mensch hat ein Recht, sein Schicksal nicht kennen und gegensteuern zu müssen.

Zudem liefert ein Ergebnis nur Aussagen über eine statistische Wahrscheinlichkeit. Der Brustkrebs muss nicht zwingend ausbrechen.

Ob die Genuntersuchung vorgenommen wird, ist sehr von der Persönlichkeit eines Menschen abhängig. Dem Betroffenen ist auch nach Durchführung des kostenintensiven Tests erlaubt, das Ergebnis der Untersuchung doch nicht erfahren zu wollen.

Brustkrebsgen vorhanden: Brustamputation sinnvoll?


In Amerika sind es mehr als 40 Prozent der Frauen mit dem Brustkrebsgen, die ihr Brustdrüsengewebe prophylaktisch entfernen ließen. In Deutschland werden es auch immer mehr. Diese Brustamputation reduziert das Risiko einer Brustkrebserkrankung um 95 Prozent.

Es ist für viele Betroffene schwer damit zu leben, um das Risiko einer stark erhöhten, aggressiven Brustkrebserkrankung zu wissen. Sie tragen oft noch Verantwortung für kleine Kinder oder wollen Angehörige auch nicht den Problemen ihrer Krebserkrankung aussetzen. Dann ist die Entscheidung für eine Brustamputation mit darauf folgendem Wiederaufbau möglich.

Andere Betroffene nutzen die alternativen verstärkten Vorsorgeangebote und warten ab. Wenn der Brustkrebs tatsächlich auftritt, können sie noch immer einer Brustoperation vornehmen lassen.

In jedem Falle bedeutet die Amputation der Brust nur eine Minimierung, nicht einen Ausschluss einer Krebserkrankung. Zurückgebliebenes Drüsengewebe in der Brust, Drüsengewebe in der Achselhöhle oder die Eierstöcke könnten von Krebs befallen werden, da das mutierte Gen auch sie beeinflusst. Zudem birgt die Operation die üblichen Risiken, wie Wundheilungsstörungen sowie Herz- und Kreislaufbelastungen. Auch bei dem Implantat zum Wiederaufbau der Brust können Komplikationen auftreten. Sollte alles gut und problemlos verlaufen, so hat die Frau jedoch das Gefühl in der Brust verloren und einen Knacks an ihrer Weiblichkeit erhalten, was von manchen Betroffenen schwer verkraftet wird.

Brustkrebsgen vorhanden: Alternativen


Für einen Patienten mit dem mutierten Brustkrebsgen, der jedoch abwarten möchte, sind die intensivierten Früherkennungsangebote eine gute Alternative. In Deutschland gibt es spezielle Vorsorgeprogramme, die den Schwerpunkt auf die Früherkennung legen. So werden schon ab dem 25. Lebensjahr Magnetresonanzuntersuchungen angeboten. Auch Mammografien sowie Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke und der Brust sind frühzeitig und jährlich vorgesehen.

Zusammen mit einem gesunden, sportlichen-stärkenden Lebensstil, werden mit diesen Früherkennungsmöglichkeiten das Risiko einer Brustkrebserkrankung und eine zu späte Feststellung einer Erkrankung erheblich verringert.

Zudem ist auch ein Einsatz von antihormonellen Medikamenten möglich, die in einigen Fällen das Risiko einer Brustkrebserkrankung ebenso erheblich reduzieren können.

Diese Alternativen erfordern jedoch die Fähigkeit der Frau, mit dem Wissen zu leben, dass sie zur Risikogruppe der frühzeitigen Brust- und Eierstockkrebserkrankungen gehört, sowie Disziplin bei der regelmäßigen Durchführung der Früherkennungsuntersuchungen.

Ablauf einer Brustamputation mit Rekonstruktion


Die mehrstündige Operation erfolgt in Vollnarkose. Dabei wird das vollständige Drüsengewebe der Brust entfernt. Der Hautmantel der Brust bleibt zum Wiederaufbau der Brust erhalten, wobei möglichst das gesamte risikobehaftete Drüsengewebe vom Hautmantel entfernt wird. Ebenso werden auch die Brustwarze und häufig auch der Brustwarzenhof zur Rekonstruktion verwendet, obwohl auch in diesen Körperteilen der Brustkrebs bevorzugt ausbrechen kann.

Besonders verträglich ist es, den Hautmantel der Brust mit Eigengewebe zu füllen. Dabei wird Fettgewebe aus dem Bauch, den Beinen oder dem Rücken entnommen. Dies hinterlässt nicht nur die Narben um die Brustwarze, sondern auch an dem Körperteil, von dem das Fettgewebe entnommen wurde. Daher ist die Verwendung von eigenem Körpergewebe schmerzhafter, wenn auch besser verträglich.

Die Rekonstruktion der Brust ist auch mit Hilfe von eingesetzten Implantaten möglich. Die Brust sieht dann sehr natürlich aus. Allerdings können Abstoßungsreaktionen des Körpers gegen diese künstlichen Implantate auftreten.

Quellen/weitere Informationen:


http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/krankheiten/Krebs/10_02_krebs_durch_vererbung.php

http://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/krebsentstehung-faq.php

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/angelina-jolie-so-funktioniert-die-brustamputation-a-899692.html

http://www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Broschueren-diverse/181_familiaerer-brustkrebs.pdf

http://www.gentest-ratgeber.de/fruherkennung-krankheiten/krebs-fruherkennung-durch-gentest-krebs-gentests-zur-vorhersage-des-krebsrisiko.php

http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/brustkrebs-108.html

http://www.merkur-online.de/service/gesundheit/brustkrebs/brustkrebsgen-vorsorgliche-brustentfernung-kann-leben-retten-zr-2905258.html

http://www.frauenzimmer.de/cms/stars-news/sharon-osbourne-brust-amputation-28ac9-9f8b-13-1316649.html

http://www.rnz.de/RNZTagesthema_Topmeldung/00_20130515060047_103745348_85_Prozent_Brustkrebsrisiko_Das_muss_eine_Frau.php

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